Das Werk eines Künstlers (über)lebt nicht nur vom Schaffen und der Persönlichkeit des Künstlers selbst, sondern zugleich von der Rezeption durch das Publikum. Selbst hervorragende, zu Lebzeiten anerkannte Künstler geraten schnell aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit, wenn sich nach ihrem Tod niemand mehr richtig um das Werk kümmert.
Kümmern alleine genügt jedoch nicht. Jeder Künstler hat einen Kreis an Freunden und Bewunderern, die ihn selbst kannten oder über öffentliche Präsentationen Zugang zu seinem Werk gefunden haben. Dieses Publikum muss sich ständig erweitern und erneuern, damit der Künstler und sein Werk nicht in Vergessenheit gerät. Hierzu sollte „den Neuen“ der Zugang zum Werk möglichst leicht gemacht werden – Konsequenz: Ein elektronisches Werkverzeichnis.

Werkverzeichnis - klassisch

Ein Werkverzeichnis ist eine (möglichst vollständige) Sammlung von Arbeiten eines Künstlers, die auch Œuvre-Katalog genannt wird. Bisher hat man Werkverzeichnisse nur für herausragende künstlerische Leistungen angefertigt, was sozusagen einer Adelung gleich kam. Mittlerweile ist man in der Erfassung von Künstlern aber breiter ausgelegt. Kernintention des Werkverzeichnisses ist einerseits der Sammlungsgedanke und andererseits die Arbeiten für die Nachwelt zugänglich zu machen.
Mit dem Eintrag einer Arbeit in ein Werkverzeichnis wird auch deren Authentizität bestätigt und zweifelsfrei dem Künstler zugeschrieben.
Aus heutiger Sicht sind klassische gedruckte Werkverzeichnisse nicht mehr zu empfehlen und zwar aus folgenden Gründen:

  • Arbeiten, die nach Erscheinen der Auflage entdeckt werden, können dem Werkverzeichnis nicht mehr hinzugefügt werden und schmälern dessen Aktualität.
  • Fehler im Druckwerk, z.B. die Zuordnung, Maße, etc., können nicht mehr korrigiert werden.
  • Das Interesse an solchen Publikationen ist überschaubar, sodass hier kleine Auflagen gedruckt werden, die dann unverhältnismäßig teuer sind.
Werkverzeichnis – digital

Moderne Software ist heute ein unentbehrlicher Helfer bei der Erfassung und Katalogisierung. Wenn fachlich qualifizierte Beratung (Kunsthistoriker) zur Seite steht, ist die Inventarisierung durchaus von interessierten Laien zu bewältigen. Eventuelle Fehler können jederzeit korrigiert werden. Einer der wohl größten Vorteile digitaler Werkverzeichnisse ist, dass sie online zugänglich sind und auf Wunsch einem interessierten Publikum präsentiert werden können.
Das standardisierte Erfassen von Werken ist durch elektronische Verzeichnisse schneller zu bewerkstelligen als in Printversionen. Der zeitliche Vorteil wird allerdings durch eine tiefere Datenerfassung aufgebraucht. Dazu gehören unter anderem Werkhistorie, Provenienzkette, restauratorische Maßnahmen, Ausstellungsaktivitäten, Literaturverweise, sodass digitale Werkverzeichnisse eine Mischung aus klassischem Werkverzeichnis und Archiv sind.

Vorteile
  • Ein digitales Werkverzeichnis kann problemlos erweitert werden, wenn neue Arbeiten auftauchen und bleibt somit immer aktuell.

  • Das digitale Werkverzeichnis kann auf Wunsch online gestellt werden, wodurch es dann einer breiten Öffentlichkeit für die Recherche zur Verfügung stehen würde.

  • Kann auf Wunsch gedruckt werden und zwar nach beliebigen Rechercheergebnissen.

  • Die Kosten für eine Druckversion entfallen.

Grafikportale

Ein Werkverzeichnis auf einem PC ist eine wunderbare Sache, ähnelt aber einem unveröffentlichten Buch. Grafikportale, mit entsprechender Software vorausgesetzt, machen hier die Daten der Öffentlichkeit zugänglich. Dadurch ist es möglich, sich mit anderen Sammlungen zu vernetzen und damit die wissenschaftliche Arbeit erheblich zu erleichtern.